Dienstag, 15. Februar 2011

01 - Die Mission

Die OMS-Triebwerke brannten einen kurzen Ausstoß des Methyl-Hydrazin Treibstoffs ab und rotierten, diesem Impuls folgend, das Schiff gemächlich um die eigene Achse. Es folgte den Perimetern der zuvor eingegebenen Ausrichtung. Im Kontrollraum hing Pilotin Elizabeth Carmichael neben den Monitoren an einer der gewölbten Wände. Die Dioden der Messinstrumente und der, für das Auge kaum wahrnehmbar flackernden Bildschirme tauchten den sterilen weißen Raum in ein Licht, dass unzählige farbige Schatten warf. Mit einem dezenten Schubs, der die korrekt dosierte Stärke hatte, um den Raum zu queren, ohne jedoch in der Enge gegen die Schalter und fragilen Konsolen zu geraten, überflog sie Andy, einen der Techniker, der damit beschäftigt war die eingehenden Auswertungen der Bodenkontrolle zu studieren. Jede der kryptisch anmutenden, digitalblauen Zeilen auf dem Schirm quittierte er, ohne es selbst zu merken, mit einem konzentrierten Zusammenkneifen der Augenlider. „Ich werde mal sehen ob dein Chef inzwischen herausgefunden hat was mit den Lichtern der Außenkonsole auf sich hat. Oder ob lieber mal jemand danach sieht, der sich damit auskennt.“, scherzte Liz, wie sie von den meisten der neun anderen Crewmitgliedern genannt wurde, und gab gleichzeitig das Verlassen des Kontrollraums zu Protokoll. Andy starrte ohne aufzusehen weiter in das blaue Licht vor ihm, signalisierte aber, mit einem subtilen Wink seiner Rechten, dass er verstanden hatte. Kurz darauf, Liz hatte bereits die Schleuse erreicht und war nun dabei sich in horizontaler Position vorwärts zu hangeln, sah er doch noch von seinem Pult auf und rief der schwebenden Astronautin hinterher: „Dann erinnere Sam auch daran, dass er vor über einer Stunde versprochen hat Kaffee mitzubringen!“.


Professor Goldstein hockte aufrecht in seiner Schlafmulde die vom oberen bis zum unteren Ende einer der Wände reichte. Die Klettbänder seines Overalls verhinderten, dass er, während er vollkommen in das Buch das er in Händen hielt vertieft war, unkontrolliert durch den Raum segelte.

„Anti-zyklische Bahnberechnungen im x-dimensionalen Raum“ war eigentlich weniger ein Buch, als eine wissenschaftliche Arbeit eines Forscherkollegen. Das Volumen des sorgsam gebundenen Blätterstapels jedoch lies durchaus auf die inhaltliche Imposanz eines Abenteuerepos schließen und Goldstein hatte die Arbeit auch tatsächlich aus Gründen angenehmer Ablenkung vom Arbeitsalltag mit an Bord der Freedom genommen. Leider wurde er umso enttäuschter, je weiter er darin vorankam. Lieferte der Autor, ein aus den Augen verlorener Freund aus Zeiten ihrer gemeinsamen Promovierung, anfänglich noch einige gewagte aber auch interessante Thesen zutage, entbehrten die Zusammenhänge, seiner Meinung nach, mehr und mehr jeglicher Grundlage. Genervt legte er das Manuskript vor sich in der Schwerelosigkeit ab und sah aus dem Augenwinkel wie sich seine Kollegin spiralartig Weg in die Unterkünfte bahnte.

„Haben sie Samuel gesehen?“, kam Elisabeth ohne weitere Umschweife direkt zum Grund ihres Besuchs.

„Haben sie versucht Herrn Reignsbury über das Com zu erreichen?“, kam nüchtern zurück. Der Professor hatte angefangen sich aus der Halterung seiner Koje zu schälen. Mit seinen 45 Jahren war Professor Goldstein der älteste Teilnehmer der Mission und hatte sich, auch nach 6 Monaten intensivem Training im Team und dem erfolgreichen Start der Expedition, als etwas reservierter als die anderen Teilnehmer erwiesen. Ihm war eine nüchterne Zurückhaltung zu eigen, die aber durchaus von gegenseitigem Respekt geprägt war und sich hauptsächlich darin ausdrückte, dass er die anderen Teilnehmer der Mission noch immer beim Nachnamen nannte.

„Sie haben hoffentlich nicht vergessen, dass wir noch die Berechnungen des Transponders zusammen durchgehen wollten.“, erinnerte er Liz, die bereits wieder den zylindrischen Raum durchflogen hatte und an der nächsten Schleuse angelangt war.

„Ich dachte das Team von Sam wollte die Daten mit Ihnen durchgehen?“

Der großgewachsene Mann mit den krausen Locken sah seine Kollegin irritiert an, während er die letzten Klettverschlüsse von seiner Kleidung nestelte.

„Ist Reignsbury nicht mit einem Ausfall eines der äußeren Module beschäftigt?“

„Kein Ausfall!“, korrigierte Liz. „Eine Störung. Das Ding übermittelt merkwürdige Daten an die Rechner. Daten, die in keinem Zusammenhang mit tatsächlichen Außenbeobachtungen zu stehen scheinen.“

„Also doch ein Ausfall!“, gab Goldstein sich rechthaberisch. „Oder sind diese Daten zu irgend etwas von Nutzen?“

Liz behagte nicht, in welche Richtung sich diese Unterhaltung entwickelte. Als ranghöchster Offizier des Projektes hätte sie dieses Gespräch nun auch einfach für beendet erklären können, aber sie wusste natürlich, dass schlechte Stimmung an Bord auch niemandem half. Schon gar nicht hinsichtlich der vielen Monate die sie noch an Bord dieser Sardinenbüchse würden zusammen verbringen müssen. Genervt strich sie sich durch ihre Haare und erinnerte sich, abermals genervt, daran, dass sie die auch seit Tagen wieder hatte schneiden wollen. Schließlich war sie Soldatin - und lange Haare in der Schwerelosigkeit des Alls schlichtweg unpraktisch. Der Professor war sicherlich - daran zweifelte sie nicht einen Augenblick - ein brillanter Wissenschaftler und immerhin hatte er großen Anteil an der Entwicklung des Antriebs der Raumfähre, die sie nun schon seit einiger Zeit bewohnten, gehabt. Aber auf menschlicher Ebene hatte sie nach wie vor einige Schwierigkeiten mit ihm. Gespräche außerhalb der Arbeitsthematik fanden praktisch nicht statt, er gab sich höchst unnahbar. Sie fragte sich, ob nur sie sich daran stoß, vermutete aber sogleich, dass sie es wahrscheinlich einfach nur satt hatte ständig jedem an Bord des Schiffs Rechenschaft schuldig zu sein.

„Sam wollte sich längst darum gekümmert haben.“, versuchte sie sich vorsichtig wieder der eigentlichen Thematik zu nähern. „Aber bitte, fragen wir ihn doch!“

Sie schob sich zu einer der Kommunikationsschalttafeln, die in den meisten der Räumen angebracht waren, gab Sams Zifferncode ein und startete das Interface. Die Lautsprecher gaben ein kurzes Knacken von sich, das in langgezogenes Rauschen überging.

„Ja? Was gibt’s?“, konnten beide, undeutlich wie durch einen Wattenebel gesprochen, von der Gegenseite vernehmen.

„Professor Goldstein und ich hätten gerne gewusst ob es neue Erkenntnisse oder Fortschritte mit dem Außenmessgerät gibt. Sag mal, der Empfang ist ja furchtbar... magst du nicht kurz herkommen und uns aufklären? Ich kann vor lauter Rauschen kaum hören, ob du etwas sagst.“

Weiteres Rauschen.

„Das ist gerade eher schlecht, Liz. Weißt du, ich habe die Einheit jetzt bereits geöffnet um zu sehen wo der Fehler liegt. Ich vermutete ja erst, dass eventuell Weltraumschrott dagegen gedonnert sei – sieht aber ganz intakt aus das Ding...“

Liz und Goldstein sahen sich irritiert an.

Liz reagierte zuerst. „Bist du... bist du etwa DRAUSSEN?“

„Klar, ist ja eher schwierig die äußere Messeinheit von innerhalb des Schiffs auf Materialfehler zu überprüfen. Oh, und Liz – erinnere mich bitte daran wieder mehr zu trainieren! Ich wäre bereits beim Anziehen des Strahlungsanzugs beinahe gestorben – hatte ganz vergessen was für eine beschissene Bewegungsfreiheit man in den Dingern hat.“

Kurze Sendepause.

„Seid ihr noch da? Das Com ist echt scheiße!“

„Könntest du mal aufhören zu fluchen und mir sagen, weshalb du es nicht für notwendig hältst eine Außenmission vorher mit mir abzusprechen?“

Professor Goldstein, der inzwischen auch versucht war etwas hierzu zu sagen, wurde sogleich von einem weiteren Redeschwall ausgebremst. Liz war in Rage.

„Ihr beschissenen Zivilisten! Glaubt ihr wir sind hier auf einem Ausflugsdampfer? Ist dir eigentlich klar, dass ich meinen Kopf dafür hinhalte, wenn dir da draußen etwas passiert? Nicht dass es mir dann um dich leid täte!“

„Hat dir Andy nicht Bescheid gegeben? Hm... wenn ich's mir recht überlege wollte ich Andy nur Bescheid geben und hab's dann selbst vergessen... entschuldige bitte Liz!“, schepperte es kleinlaut aus den Boxen.

„Sieh zu dass du da draußen fertig wirst und dann komm schleunigst wieder an Bord!“

„Ist denn“, meldete sich nun, nachdem der Orkan vorüber gezogen war, doch auch Goldstein wieder zu Wort „ein dauerhafter Schaden der Einheit denkbar?“

Sam, der froh war wieder auf ein anderes Thema, als das Ignorieren der Befehlskette zu sprechen kommen zu können, griff das dankbar auf.

„Die Sensorik wurde jetzt erstmal von mir auf die hintere Sektion übertragen, weshalb Kursberechnungen theoretisch auch erstmal ohne auskommen sollten, aber ich hoffe natürlich trotzdem, dass ich das Teil wieder rechtzeitig flott kriege. Ich sehe mir das jetzt zu Ende an und bin dann sofort wieder beu euch. Over and out!"

Sam schraubte die zweite Abdeckung von dem kleinen weißen Kasten, der ursprünglich dazu in der Lage hätte sein sollen Objekte bis zu einer minimalen Größe von 2cm und in einer Entfernung von mehreren Meilen zu erfassen und diese Daten ins Innere des Schiffs zu speisen. Was er aber zuletzt tatsächlich lieferte war ein Datensalat. Sam konnte sich bislang nicht recht erklären woran das liegen konnte. Alles was er und der Rest der Crew wussten, war dass sie sich glücklicherweise nicht in einem Asteroidengürtel oder gar dem Inneren eines Gasriesen befanden. Genau diese abstrusen Daten lieferte das verdammte Ding nämlich wechselweise.

Er befestigte die abmontierte Klappe vorsichtig in der standardmäßig dafür vorgesehenen Tasche seines Werkzeugsets, welches wiederum am Äußeren seines Raumanzugs angebracht war und die Einschränkungen seiner Bewegungsfreiheit noch potenzierte.

Das Innere der Konsole sah unbeschädigt aus. Wenn überhaupt, dann musste die Sensorik defekt sein, denn alles andere hätte bei diesen sensiblen Instrumenten sicher einen Totalausfall zur Folge gehabt. Die Dioden, die mehreren unterschiedliche Vektoren und deren Ausrichtung im Raum zugeordnet waren blinkten in hübsch ungeordnetem Muster. Sam war sich nicht sicher ob das so sein sollte. Er prüfte ob die Antenne noch in der richtigen Ausrichtung angebracht war und musste aus dem Augenwinkel feststellen, dass die Dioden in einem Rhythmus funkelten, der sich im Abstand von einigen Sekunden zu wiederholen schien. Das konnte nicht sein. Selbst auf einer Route, die in gleichmäßigem Orbitalflug um einen Körper kreiste, hätten die Messdaten zumindest geringfügig unterschiedlich ausfallen müssen. Noch dazu war Sam als ob das Muster weniger Daten wiedergeben zu schien als vielmehr einen Rhythmus. Oder Sprache! Natürlich. Er besah sich das Blinken genauer und wagte kaum seinen Augen zu trauen. Wenn auch der Rhythmus nicht einfach zu erkennen war, da das Muster sich erst nach eine ganzen Weile wiederholte, so war es dennoch da.

Sam bemerkte, dass er schnell und nervös atmete. Er fummelte das Werkzeug zurück in seine Tasche und versuchte das Com zu aktivieren.

Exakt in diesem Moment zündete eine der Brennstufen und wirbelte das Schiff mit einem Impuls, der Sam beinahe davon getrennt hätte, herum.

„Sam, kannst du mich hören?“ Es war Liz, das Com offen. Ihre Stimme hysterisch und scheppernd.

Sam vernahm sie unter dem Rauschen des Blutes in seinen Ohren nur wie durch einen Schleier hindurch. Er hielt sich krampfhaft an der Antennenhalterung des Schiffs fest und sah nur wie die kleinen Lichtpunkte entfernter Sterne Schlieren im Glasvisier seines Helms hinterließen.

„Liz, verdammt! Was passiert gerade? Scheiße - Ich bin doch noch draußen!“

„Sam? Sam? Die Sensoren melden einen unkontrollierten Energieausstoß und... Oh mein Gott, du musst sofort ins Schiff kommen, hörst du mich?“

Sam hatte bereits damit begonnen die Außenstruktur entlang zu klettern. Die unentwegte Rotation machte dieses Unterfangen wesentlich schwieriger als beim Ausstieg. Die rasant flirrende Umgebung der entfernten Lichtpunkte machte es äußerst mühsam sich auf die Stahlstreben zu konzentrieren, an denen er versuchte sich entlang zu hangeln. Hinzu kam eine stetig wachsende Übelkeit. Er versuchte den Würgereflex zu unterdrücken und das Weltraumkarussell um ihn herum auszublenden und zog sich mit raschen Bewegungen weiter.

Hätte er nicht versucht gezielt nur auf seine Hände vor ihm zu sehen, wäre ihm der schwarze, tennisballgroße Kegel vermutlich gar nicht aufgefallen, der an der Außenhülle klebte. So aber entdeckte er ihn. Wusste, dass er da nicht hingehörte. Wusste auch, dass er jetzt eigentlich keine Zeit hatte um sich um solcherlei Merkwürdigkeiten zu kümmern – und genau weil dies so war, schien ihn das Ding geradezu zu verhöhnen. Sam griff danach, stellte fest, dass es sich nicht so einfach vom Schiff lösen lies wie er gedacht hatte. Es war fest, lies sich aber mit einiger Kraft eindrücken. Wie aus Hartgummi, dachte er. Ein plötzlicher, kräftiger Ruck genügte dann jedoch. Das Ding ploppte, völlig geräuschlos, von der Oberfläche und hinterließ keinerlei Haftspuren an der Oberfläche. Sam steckte es an irgendeine Stelle seines Anzugs, während er bereits wieder mit der anderen Hand Schwung in eine Vorwärtsbewegung verwandelte. Da erst bemerkte er, dass Liz noch immer über das Com zu hören war, jedoch offenbar nicht mit ihm sprach. Zumindest hoffte er das, denn es hatten sich so viele weitere Geräusche aus dem Hintergrund in die Übertragung gemischt, dass er nicht mehr recht verstehen konnte, was gesagt – vielmehr geschrien – wurde. Und umgekehrt schien es nicht anders, denn auf sein Rufe schien Liz nicht zu reagieren. Das einzige was Sam in diesem Wirrwarr aus Geräuschen klar ausmachen konnte, war das laut zu vernehmende Alarmsignal aus dem Inneren des Schiffs, das alles andere übertönte. Sein Eindruck, an einem außer Kontrolle geratenen Karussell zu hängen verstärkte sich noch. Instinktiv schloss er die Augen. Die Dunkelheit schien eine willkommene Abwechslung und ihm dabei zu helfen, sich auf die 15 Meter, die noch bis zur Einstiegsluke zurückzulegen waren, zu konzentrieren. Noch bevor er damit gerechnet hatte, stieß er mit den Fingern, die in dicken Handschuhen steckten, an den schweren, metallenen Hebel der Einstiegsluke. Sam stemmte sich ihm entgegen und erschauderte. Das Dröhnen in seinen Ohren schwoll zu einem betäubenden Rasen an. Panisch öffnete er die Augen wieder und gab seiner unheilvollen Vermutung Gewissheit. Das Airlocksiegel leuchtete ihn rot blinkend und unheilvoll an. Ein Zeichen dafür, dass entweder die nächsthintere Schleuse nicht geschlossen war und die Außenluke somit, zur Sicherheit der im Inneren befindlichen Crewmitglieder, nicht geöffnet werden konnte, oder...

Sam führte den Gedanken nicht zu Ende. Er versuchte sich nochmals darauf zu konzentrieren, welches Warnsignal er vorhin durch die Kommunkationsanlage wahrgenommen hatte und bermerkte erst hierbei, dass er das ja immer noch tat. Er hatte dieses grauenvolle Tönen vollkommen ausgeblendet - aber es war immer noch da. Der Alarm verkündete ein Strahlungsleck! Ruckartig wuchtete er seinen Körper in dem unförmigen Anzug herum und sah zum ersten Mal, seit er versucht hatte die Luke zu erreichen, zum Heck des Schiffs. Die hintere Sektion stand lichterloh in Flammen. Die Antriebe waren gegen das grün-blaue Gleisen, das an einen überdimensionalen Schneidbrenner erinnerte, der die Flammen nicht mehr richtig zu bündeln in der Lage war, kaum noch auszumachen. Der Bereich, über den er sich noch vor wenigen Minuten hinweg gehievt hatte glühte und war unförmig verbogen. Mit einem gewaltigen Satz und einer Kraftanstrengung die purem Überlebenswillen zu entspringen schien, schob er sich an der Außenhaut weiter nach vorn und mißachtete hierbei die Sicherheitsvorkehrungen, die verlangt hätten, immer eine Hand abwechselnd am Geländer zu behalten. Wenn er die Wahl hatte, schien ihm der Tod durch ein langsames Wegdämmern, während er führerlos durchs All trieb angenehmer, als in den furchtbar wütenden Wogen des atomaren Feuers hinter ihm zu vergehen. Das Schiff raste unter ihm hindurch. Sam war, als würde er einen umgestülpten Eiskanal hinabgleiten. Undeutlich konnte er das Gefälle der vorderen Sektion erkennen, wo die Nase des Cockpits das Schiff spitz zulaufen ließ, während sich selbiges ächzend unter ihm dahin schraubte. Mit einer beinahe intuitiven Bewegung seiner Arme stoppte er seinen rasanten Flug durchs Vakuum. Nur einen knappen Meter bevor er über das Ziel hinaus, am vorderen Ende des Shuttles vorbei geschossen wäre. Er korrigierte kurz seine Position an der Außenwand der Cockpitsektion und fand schließlich was er, als letzte Möglichkeit einer beinahe hoffnungslosen Rettung, gesucht hatte: Die vordere Luke.

Hastig stemmte er sich gegen den wuchtigen Hebel und war beinahe überrascht, als er sich tatsächlich bewegen ließ. Der Deckel hob sich vollautomatisch und gab den Weg in den winzigen Zwischenraum frei, der für Sam einzige Hoffnung oder weiterer Sarg zu sein vermochte. Unfähig sich sinnvoll zu bewegen, betätigte er den Knopf des Öffnungsmechanismus im Inneren indem er mit irgendeinem Teil seines linken Beines dagegen stieß, während er unentwegt schreiend fluchte. In das anschließende, beruhigende Geräusch der sich schließenden Luke und das Einströmen von Sauerstoff mischte sich pures Unbehagen, als Sam begriff, dass Teile der Geräuschkulisse vom Knistern der schmelzenden Außenhülle kamen, von der ihn nun nur wenige Zentimeter trennten.

Dann umfing ihn Dunkelheit.

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